ExtrablattZieh

Extrablatt „Zieh“

Was? Euer Hund kann schon ziehen, allerdings nur an seiner Leine? Hey, das ist toll! Das können wir super gerbrauchen und spart uns eine Menge Arbeit. Sagt, mal: Macht er das auch schon mal mit der Leine in der Schnauze? Na, supi! Dann müsst Ihr ja nur noch das Wortkommando von „…nicht ziehen“ auf „Zieh“ ändern und schon seid Ihr fertig! Na, ich hoffe Ihr nehmt mir den kleinen Scherz nicht übel. Auch wenn der Trainingsansatz bei einigen Wenigen ganz bestimmt gut funktionieren dürfte, gebe ich euch natürlich auch in diesem Extrablatt eine handfeste Anleitung, wie Ihr eurem Hund das „Zieh“ beibringen könnt und was Ihr dabei beachten müsst.

Bedeutung des Kommandos

Euer Hund soll z.B. ein Seil in die Schnauze nehmen und es (mit allem was dran hängt) von A nach B ziehen. Dabei soll er vorwärts laufen und das Seil demnach seitlich in der Schnauze halten.
Uups! Da wären wir schon bei der ersten Meinungsverschiedenheit, an der sich so mancher Geist scheiden wird: „Wann, also in welcher Trainingsphase, gebt Ihr eurem kleinen Racker wohl das Kommando „Zieh“? Wirklich erst dann, wenn er schon nach vorn weg zieht oder schon sobald er überhaupt dran zieht? Ich wäre da immer für „erst dann, wenn er nach vorne zieht“, denn dann müsst Ihr euren Hund nicht dauernd wieder erinnern, dass er doch nach vorn schauen soll. Allerdings lernen die meisten meiner Kollegen diese Umstellung recht schnell.

Sinn und Unsinn

Gerade bei meinen – vorsichtig gesagt – besonders aktiven Kollegen macht eine solche Zugausbildung tatsächlich richtig Sinn. Denn, mit der Zeit und wenn Ihr es richtig anstellt, werdet Ihr lernen Geschwindigkeit und Intensität eures Zugpferdchens unter Kontrolle zu bringen. Auch meine riesigen Kollegen lernen in diesem Training, dass es nix Schlimmes ist, wenn etwas hinter ihnen her fährt und somit ist das „Zieh“ eine tolle Vorbereitung, wenn Ihr euren Hund mal vor einen Bollerwagen spannen wollt.

Vorsicht Falle!

Euer Hund wird nie mehr etwas ziehen wollen, wenn ihm ein Zugobjekt mal volle Kanne in die Hacken gerauscht ist. Abhilfe schafft hier eine automatische Bremse, die so simpel ist, dass es keine 5 Minuten dauert, diese wichtige Sicherung in eure Zugarmatur einzusetzen. Der Einfachheit halber, hab ich Meinen das mal für euch zeichnen lassen …
Zugbremse1 Zugbremse2
Der Stab oder das Rohr (Kunststoffrohr mit Teppich bekleben) sollte etwas breiter sein als die Spurweite. Ihr müsst beide Fäden einzeln am Stab und am Seil fixieren, denn bei einer durchgängigen Schnur würde der Stab dauernd auf den Boden kippen. Der Durchmesser des Stabes sollte zwischen ¼ und 1/3 des Raddurchmessers betragen.

Anlegen des Kommandos

Diese Anleitung setzt voraus, dass euer Hund bereits gelernt hat, Gegenstände aufzunehmen und zu tragen. Falls er das noch nicht kann, dann müsst Ihr bitte vorher noch das Extrablatt „Heb auf“ lesen und ihm das Tragen von Gegenständen beibringen. Auch ein Blick in mein Extrablatt „Apport“ kann nicht schaden.

1 Nehmt euch ein (leeres) Abschleppseil, ohne Schäkel und andere „Anbauten“

2 Füttert es, wie im Extrablatt „Heb auf“ beschrieben, schön

a. 50 Brocken müssten reichen

3 Gebt es eurem Hund in die Schnauze und lasst es euch „in die Hand“ abgeben

a. Lobt euren Hund bis zur Abgabe in höchsten Tönen für das Festhalten

b. Belohnt die Abgabe „in die Hand“, aber belohnt sie nicht zu wertig – das Tragen soll ja toll sein

4 Legt das Seil auf den Boden und lasst es euren Hund immer wieder für euch aufheben

a. Stellt euch dabei schon bald mit eurem Hund in eine gemeinsame Richtung auf und lasst euch das Seil von hinten „in die Hand“ geben

. OBACHT: Ihr zieht eurem Hund bitte niemals das Seil aus der Schnauze, sondern besteht immer auf der Abgabe „in die Hand“. Erst wenn dieses „in die Hand“ ganz hervorragend funktioniert (10 von 10 Versuche), geht Ihr den nächsten Schritt an …

5 Stellt euch neben euren Hund. Nachdem euer Hund das Seil aufgehoben hat macht Ihr einen kleinen Schritt nach vorn und haltet ihm eure Hand hin, ohne sie auf ihn zuzubewegen

a. Wenn er euch folgt, lasst Ihr euch das Seil „in die Hand“ geben und füttert Jackpot

6 In der Folge wird euer einer Schritt immer etwas länger und nach knapp 20 Versuchen (letzte 10 von 10 sind sehr gut gelaufen) könnt Ihr schon 2 kleine Schritte draus machen

7 Erhöht in den nächsten Trainingseinheiten eure Schrittzahl und somit die Strecke

a. Für den ersten Meter solltet Ihr mindestens 20 Kekse investieren

b. Belohnt besondere Ausbildungsschritte stets mit Jackpot

c. Im Folgenden solltet Ihr trotzdem noch auf mind. 10 Kekse pro Meter Verlängerung kommen

d. Trainiert bis auf 5m (also mind. 60 Kekse) immer noch ohne Kommando „Zieh“





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Nun kommt das Kommando dazu. (Meine Variante: Achtet darauf, dass euer Hund stets vorwärts zieht!)

8 Lasst euer Hund das Seil aufheben und lauft ein, zwei Schritte vor

a. Zieht euer Hund gut hinter euch her, dann sagt „Zieh“ und feuert ihn weiter an

b. Lasst euch nach weiteren zwei Schritten das Seil in die Hand geben und füttert mit Jackpot

9 Stellt das „Zieh“ immer weiter nach vorne und verlängert die Strecke Schritt für Schritt

a. 100 Kekse solltet Ihr schon nochmal investieren

Ihr wollt das „Heb auf“ weghaben und euer Hund soll nur auf „Zieh“ schon das Seil aufheben und loslaufen?

10 Stellt das „Zieh“ noch vor das Aufheben des Seils und wartet einen Moment

a. Hebt euer Hund das Seil wie selbstverständlich auf und folgt euch, dann lobt ihn in höchsten Tönen, lasst euch das Seil in die Hand geben und füttert Jackpot

b. Lässt euer Hund sich (zu lange) Zeit mit dem Aufheben, dann sagt ihm nochmal das „Heb auf“, lasst ihn ein kurzes Stück ziehen, „in die Hand“ abgeben und füttert normal

Nun wird das Seil schwerer. Bindet ein Kissen oder einen nicht besonders tollen Spieler an das Ende …

11 Lasst euren Hund mit dem „Gewicht“ gut 4 Schritte ziehen und füttert mit Jackpot

a. Da werden 5, 6, 7 , 8 ,9, 10 … 15 Schritte draus, jeder Schritt mehr gibt Jackpot und danach immer nochmal 5 Durchgänge mit normalem Keks

b. Erhöht das Gewicht, aber senkt dann auch wieder die Schritte

Nun lassen wir das Gewicht fahren. Bindet stattdessen ein altes Skateboard oder einen großen Kinderlaster an das Seil (bitte nehmt meinen Hinweis auf die Notbremse ernst!)

Lasst euren Hund mit dem „Zugfahrzeug“ gut 4 Schritte ziehen und füttert mit Jackpot

c. Da werden 5, 6, 7 , 8 ,9, 10 … 15 Schritte draus, jeder Schritt mehr gibt Jackpot und danach immer nochmal 5 Durchgänge mit normalem Keks

d. Erhöht das Gewicht des Fahrzeugs, z.B. mit einem Stein, aber senkt dann auch wieder die Schritte

Mögliche Fehler beim Anlegen

Lasst euren Hund beim Abschleppen niemals überholen, denn genau so verliert Ihr die Kontrolle. Passiert es dennoch, dann senkt sofort wieder die Schrittzahl!

Natürlich könnt Ihr auch versuchen euren Hund mittels „Fuß“ neben euch zu halten, aber beachtet bitte, dass es uns Hunden sehr, sehr schwer fällt zwei Kommandos auf einmal auszuführen. Eines der beiden gewünschten Verhalten bleibt dabei fast immer auf der Strecke.

Verkürzen der Strecke oder der einzelnen Streckenanschnitte (Ihr könnt ja durchaus nach der Belohnung in die gleiche Richtung weiter laufen) ist immer die bessere Lösung, glaubt mir.

Weiter geht’s

Falls Ihr vorhabt einen Kleinhund in den Laster oder auf das Skateboard zu setzen und ziehen zu lassen, dann müssen folgende Faktoren gegeben sein:

1 Ihr könnt den Zughund überall und sofort anhalten

2 Ihr habt mit dem Zughund sanftes „Anfahren“ geübt

3 Zughund und Passagier verstehen sich blendend

4 Der Passagier hat bereits gelernt in oder auf dem fahrenden Fahrzeug zu sitzen

5 Auch ruckartiges „Anfahren“ macht ihm nix aus, er balanciert das weg oder steigt sofort wieder auf / ein, wenn er mal absteigen muss

Falls Ihr euren Hund vor einen Bollerwagen spannen wollt, dann müsst Ihr bitte beachten …

1 Das „Zieh“ ist lediglich eine gute Vorbereitung auf diese Aufgabe für das Ziehen eines Wagens mittels Geschirr ist ein neues Kommando erforderlich

2 Der Bewegungsapparat des Hundes muss frei von Einschränkungen sein

3 Das Gewicht des Wagens und die Strecke muss dem Hund angepasst sein

4 Das Ziehen eines Wagens darf nur mit einem speziellen Zuggeschirr und passender Zugvorrichtung (Pulka, Doppeldeichsel, …) geschehen

a. Der Hund muss daran gewöhnt werden, eingeengt zu laufen

5 Und es bedarf der besonderen Ausbildung von Mensch und Hund

a. Fragt euren Trainer nach einem entsprechendem Kurs oder Einzelstunden



Viel Spaß beim Üben

Euer Bertie


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